Begrüßung

Professor Dr. Joachim Treusch
Vorsitzender des Fördervereins Kulturhaus Jülich e.V.
Vorstandsvorsitzender des Forschungszentrums Jülich

In diesem wunderschönen historischen Raum in der Kapelle der fast 500 Jahre alten Zitadelle von Jülich begrüße ich Sie:

Plus ratio quam vis - Verstand vor Kraft.

Dies könnte ein Zitat von Minerva sein, der Göttin des Handwerks, der Weisheit und der schönen Künste, nach der mit gutem Grund der Preis benannt ist, den zu verleihen wir, der Förderverein des Kulturhauses Jülich und seine Gäste, heute hier sind.

Verstand vor Kraft

Das passt auch zur griechischen Originalausgabe der Minerva, zu Pallas Athene, der unsterblichen Göttin, deren Lieblingssterblicher ja bekanntlich Odysseus war, der listenreiche Sohn des Laertes, der erste Naturforscher und Physiker - von Homer beschrieben mit vielen historischen Experimenten, angestellt auf seiner Heimfahrt von Troja. Ich könnte es mir nun leicht machen, und nach dieser zweckdienlich eingerichteten Vorrede alle Physiker im Saale begrüßen. Es wären nicht wenige, und der heutige Preisträger wäre inbegriffen.

Aber:
Plus ratio quam vis - ist nicht ein überliefertes Zitat unserer Stadtgöttin, die vor zweitausend Jahren in Juliacum verehrt wurde, nein, es ist das Motto der zweitältesten Universität Europas, es ist das Motto der Jagellonischen Universität Krakau.

Ich begrüße also herzlich den Prorektor der Universität Krakau, Herrn Professor Krysztof Krolas, den Dekan der naturwissenschaftlichen Fakultät, Herrn Professor Karol Musiol, den Direktor des Instituts für Physik, Herrn Professor Krysztof Tomala, die Professoren der Physik Reinhard Kulessa, Adam Strzalkowski, Boguslaw Kamys, Frau Dr. Antonina Markowska und unseren Preisträger, Professor Lucjan Jarczyk.

Manches verbindet Jülich mit Krakau. Beide waren einmal auch politisch führend in ihrem Lande, Krakau als Hauptstadt Polens, Jülich als Quasi-Hauptstadt des Gebiets, das heute Nordrhein-Westfalen ist. Im Jahre 1609 endete die Jagellonische Dynastie in Polen, Warschau wurde Hauptstadt. Im Jahre 1609 starb mit Johann Wilhelm der letzte Herzog von Jülich-Kleve-Berg. Düsseldorf begann seinen unaufhaltsamen Aufstieg.

Ich begrüße ganz herzlich den Ministerpräsidenten des Landes Nordrhein-Westfalen, Herrn Dr. Wolfgang Clement, dessen freundlicher Zuneigung wir Jülicher ebenso gewiss sein können, wie Sie, unsere verehrten Kollegen aus Polen. Ich darf darüber hinaus die herzlichen Grüße des Ministers für Wissenschaft und Forschung der Republik Polen, Herrn Professor Wiszniewski, ebenso ausrichten, wie die des Botschafters, Seiner Excellenz Andrzej Byrt. Beide konnten wegen lange festgelegter anderer Termine nicht zu uns kommen. Beide haben außerordentlich herzliche Briefe der Verbundenheit geschrieben. Ich begrüße den Gesandten der Botschaft der Republik Polen, Herrn Dr. Krysztof Miszczak, der zu uns sprechen wird.

Fast 60 Jahre nach einem Krieg, in dem wir Deutschen unseren polnischen Nachbarn unendliches Leid zugefügt haben, fast sechzig Jahre nach einem Krieg, an dessen Ende Jülich fast völlig zerstört wurde, dreißig Jahre und einen Tag nach dem historischen Kniefall des deutschen Bundeskanzlers Willy Brandt in Warschau, ist es ein Ereignis von tröstender Symbolkraft, dass wir Lucjan Jarczyk aus Krakau in Jülich unter dem Motto plus ratio quam vis den MinervaPreis Jülich verleihen dürfen, und er, der so unendlich viel für die versöhnende Wiederannäherung unserer beiden Völker auf dem Felde der Wissenschaft getan hat, hier unter uns ist und ihn annimmt.

Darüber freuen sich auch alle Mitglieder des neugegründeten Jülicher Vereins wider das Vergessen, für den ich stellvertretend Herrn Rechtsanwalt Spelthahn unter uns begrüße.

Wissenschaft als verbindende Kraft der Völker, unter der Überschrift Forschung und Festung die Conclusio Forschung statt Festung, das war schon das Motiv unseres ersten Preisträgers vor sechs Jahren. Ich hätte gerne Herrn Professor Dr. Gert Kaiser, den Rektor der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf begrüßt. Er wurde in letzter Minute durch Krankheit in der Familie verhindert.

Dass diese von ihm seinerzeit formulierte Entgegensetzung: Offenheit, die sich auch und insbesondere in der Forschung manifestiert, versus Geschlossenheit, für die Festung steht, hier im Jülicher Land eine eindeutige Auflösung für die Offenheit erfährt, dafür stehen alle Bürgermeister, die ich jetzt begrüßen darf. Herr Stommel und Herr Dr. Nieveler, Bürgermeister und Altbürgermeister von Jülich, Herr Witkop, Bürgermeister von Linnich und Herr Nüßer, Bürgermeister von Titz.

Dafür steht der Rektor unserer Fachhochschule, Herr Professor Buchkremer und dafür stehen auch alle unsere Landtags- und Bundestagsabgeordneten, die ich herzlich begrüße. Es gibt keine Region im Land und im Bund, wo so viele Abgeordnete Mitglied des jeweiligen Ausschusses für Forschung wären. Das weiß auch der Vorstand des Forschungszentrums zu schätzen. Ich begrüße Herrn Hartmut Grübel und Herrn Professor Dr. Richard Wagner.

Lassen Sie mich zum Schluss dann doch noch mal auf die Physiker kommen. Ich begrüße alle die Kollegen, die die Zusammenarbeit mit der Kernphysik in Krakau von Jülich aus betrieben haben, allen voran Herrn Professor Oelert - mit Professor Jarczyk spiritus rector der deutsch-polnischen Zusammenarbeit und Träger des Merentibus-Ordens der Universität Krakau - und Herrn Prof. Speth, Vorsitzender des Wissenschaftlich-Technischen Rats des Forschungszentrums und Ehrenprofessor der Jagellonischen Universität und alle anderen Physikerinnen und Physiker sowie alle Ehefrauen und Ehemänner aller schon Begrüßten.

Wir, der Förderverein Kulturhaus Jülich, sein Vorstand und seine Mitglieder, die ich heute in großer Zahl begrüßen kann, sind glücklich, dass die Verbindung zwischen historischer Vergangenheit bis in die Römerzeit - für die stehen Kulturhaus und Museum - und ganz gegenwärtiger Wechselwirkung im zusammenwachsenden Europa - für sie steht der Preisträger - dass diese Verbindung Zeichen setzen darf und kann; Zeichen mit solcher Symbolkraft, wie sie der heutige Tag beinhaltet, Zeichen für die Chancen, die sich an den Grenzlinien zwischen Kultur, Wissenschaft und Wirtschaft - so unsere Satzung - immer wieder eröffnen. Wir danken unserem Gastgeber, dem Gymnasium Zitadelle und seinem Direktor, Herrn Reichard, dass wir an diesem schönen historischen Ort der Zitadelle Jülich sein können.