Frucht der Arbeit

Merentibus-Medaille für Prof. Oelert

Eine hohe Ehrung wurde Prof. Dr. Walter Oelert (IKP) zuteil: Die Jagellonische Universität in Krakau (Polen) verlieh ihm die Merentibus-Medaille, die höchste Auszeichnung, die die Universität vergeben kann.

Ideen allein reichen nicht. Moderne Forschungsarbeiten auch und insbesondere im Bereich der experimentellen Hadronenphysik erfolgen im Rahmen internationaler Kollaborationen. Der Umfang derartiger Unternehmungen sollte und kann intellektuell, personell und finanziell nicht von einem Institut allein getragen werden. Stellvertretend für ihre Arbeitsgruppen haben die Wissenschaftler Professor Lucjan Jarczyk und Professor Adam Strzalkowski auf polnischer sowie Professor Walter Oelert auf deutscher Seite schon Ende der 70er Jahre die Chance genutzt, die ihnen ihre Forschung gab und gibt, Gräben und Hindernisse, Bestimmungen und Verordnungen zu meistern, um mit Hilfe der Jagellonischen Universität und des Forschungszentrums Jülich wertfrei Grundlagenforschung zu betreiben. Diese deutsch-polnische Zusammenarbeit war immer durch eine gleichgewichtigte Partnerschaft gekennzeichnet: Was der eine nicht hatte, gab der andere.

Lebendige Kollaboration

Als dann mit Beginn der 90er Jahre COSY Jülich gebaut wurde, stellten sich gemeinsam die Physiker der Instituts für Physik der Jagellonischen Universität wie die des Instituts für Kernphysik am Forschungszentrum Jülich auf diese neue Herausforderung ein. Mit der neuen Aufgabe wuchs die Intensität der Zusammenarbeit. Jülich bekam seinen neuen Beschleuniger, und die polnischen Kollegen konnten ein Detektorlabor einrichten, das den Bau essentieller Detektorkomponenten und Elektronikentwicklungen ermöglichte. Vorbereitungen gemeinsamer Experimente an COSY waren die hauptsächliche Aufgabe, aus der sich eine lebendige Kollaboration bildete, die nun auch noch durch zusätzliche Mittel für den Personenaustausch durch das Internationale Büro des BMBF gefördert wurde.

So konnten auf dem fruchtbaren Boden dieser Zusammenarbeit COSY-Experimente gebaut und in Betrieb genommen werden. Als Beispiel sei die COSY-11-Kollaboration genannt. An der COSY-11-Installation wurden sehr effzient hadronische Reaktionen zur Produktion von Mesonen und Meson-Paaren untersucht - Arbeiten, die wesentlich dazu beitrugen, den Erfolg von COSY zu etablieren. Neben der Anerkennung durch wissenschaftliche Veröffentlichungen und Vorträge gründete diese polnisch-deutsche Kollaboration eine weltweit etablierte Fachkonferenz zur Physik mit Mesonen, deren Ursprung im Mai 1991 mit dem Arbeitstreffen "Meson-Production, Interaction and Decay" gelegt wurde.

Prof. Walter Oelert, der - zusammen mit seinen polnischen Kollegen - die deutsch-polnische Zusammenarbeit in früheren Zeiten und am COSY-11-Experiment initiierte und aktiv vorantrieb, wurde mit der Merentibus-Medaille ausgezeichnet. Im Anschluss an ein Festkolloquium wurde ihm in einer würdevollen Feierstunde im Kollegium Maius diese Auszeichnung verliehen. Prof. Oelert nahm diese Ehrung als "Anerkennung für die gesamte Arbeitsgruppe und im Bewusstsein der Verpflichtung für die Zukunft" mit Respekt an und bedankte sich bei dem Lehrkörper der Jagellonischen Universität für diese hohe Auszeichnung, in Anwesenheit seiner Familie, von Mitarbeitern, Kollegen und Vertretern aus Wissenschaft und Politik.

"Wichtiger Beitrag"

Die Laudatio hielt Professor Doktor Lucjan Jarczyk: "Das Bild dieser Zusammenarbeit wäre nicht komplett, wenn ich die sehr gute zwischenmenschliche, freundschaftliche Beziehung zwischen uns, Physikern aus Polen und Deutschland, nicht erwähnen würde. Ich glaube, diese für beide Völker so wichtige Sache sollte hervorgehoben werden. Die erfolgreiche Zusammenarbeit war und ist dank unseres gemeinsamen Engagements möglich." An Prof. Walter Oelert gewandt, schloss er seine Laudatio: "Wir freuen uns, dass der Senat unserer Universität Ihnen eine so großartige Auszeichnung verliehen hat. Auf diese Weise wird Ihr wichtiger Beitrag zur Entwicklung der Zusammenarbeit zwischen unserer Universität und dem Forschungszentrum Jülich sowie die Bedeutung dieser so wichtigen und wesentlichen Kooperation hervorgehoben."

In verschiedenen Tischreden beim anschließenden Bankett wurde der Erfolg der wissenschaftlich-technischen Zusammenarbeit gewürdigt, die als überaus vorbildlich und wegweisend bezeichnet wurde.

Allseits bestand und besteht der Wunsch, diese Kooperation lebendig fortzusetzen. Sie dient der wissenschaftlichen Forschung und der Gemeinsamkeit des Zusammenlebens. Dies wurde am Abend des gleichen Tages bestätigt, wo ein polnisches Grillfest durch die überwältigende Gastfreundschaft der Familie Moskal den Tag voll abrundete, ein Fest, an dem keiner fehlen wollte.

Und so bleibt das Fazit einer lebendigen Kollaboration, weiter auf diesem Weg der wissenschaftlichen Zusammenarbeit zwischen Polen und Deutschland gehen zu wollen.

Autoren: D. Grzonka, T. Sefzick

Prof. Dr. F. Ziejka übergibt die Merentibus-Medaille an Prof. Oelert
Der Rektor der Jagellonischen Universität, Prof. Dr. F. Ziejka (2.v.re.) übergab die Merentibus-Medaille an Prof. Oelert (2.v.li.); links Dekan Prof. Dr. K. Musiol.


Die Jagellonische Universität in Krakau ist eine der ältesten Universitäten in Europa, gegründet 1364 als "Krakauer Akademie" und 1400 umbenannt in "Jagellonische Universität".
Die "Merentibus-Medaille" wurde in den letzten zehn Jahren lediglich 18 mal vergeben.