Laudation zur Verleihung
der MERENTIBUS Medaille
an Herrn Prof. Walter Oelert


Eure Magnifizenz,

Herr Professor Wagner, Direktor für Physik am Forschungszentrum Jülich,

Herr Professor Koch, Dekan der Fakultät für Physik an der Universität in Bochum,

Herr Professor Musiol, Dekan der Fakultät für Mathematik und Physik unserer Universität,

Herr Professor Maier, amtierender Direktor der Institute für Physik am Forschungszentrum Jülich,

Herr Professor Tomala, Direktor unseres Insituts für Physik

Sehr geehrte Damen und Herren,

Herr Professor Walter Qelert,

Lieber Walter,

Wir treffen uns heute im ältesten Gebäude unserer über sechshundertjährigen Universität, im Collegium Maius, um Sie, Herr Professor Oelert mit der MERENTIBUS-Medaile anläßlich des zehnten Jubiläums der COSY-Zusammenarbeit zwischen dem Institut für Kernphysik der Jagiellonen Universität und den Instituten für Kernphysik des Forschungszentrums Jülich auszuzeichnen. Die Zusammenarbeit zwischen den Physikern unserer Universität und den Physikern vom Forschungszentrum Jülich ist schon fast zwanzig Jahre alt. Vor zehn Jahren kam es zu ihrer Vertiefung verbunden mit dem Bau eines modernen großen Beschleunigers COSY in Jülich. Dank dem konnte der bisherige gemeinsame Forschungsumfang nicht nur im quantitativen, sondern auch im qualitativen Sinne deutlich erweitert werden. Seit jener Zeit können wir neue, in der Natur im stabilen Zustand nicht vorkommende Elementarteilchen wie Mesone oder seltsame Teilchen produzieren, deren Eigenschaften prüfen, elementare Wechselwirkungen prüfen sowie uns mit der so wichtigen Frage der Einhaltung beziehungsweise Nichteinhaltung von einigen grundsätzlichen Symmetrien befassen. Dies sind zweifellos die bedeutenden Fragen der modernen Physik. Der Stellenwert dieser Zusammenarbeit kommt nicht nur in zahlreichen gemeinsamen wissenschaftlichen Publikationen, die in Zeitschriften mit weltweitem Umfang veröffentlicht werden, zum Ausdruck; oder in aktiver Anteilnahme an wissenschaftlichen Konferenzen.

Unsere Zusammenarbeit spielt eine bedeutende Rolle in der Entwicklung der Wissenschaftler und der Ausbildung von Physikern, was für eine Universität eine Tatsache von elementarer Bedeutung ist. Es ist weit und breit bekannt, daß je besser die wissenschaftlichen Forschungen sind, desto besser ist auch die Didaktik. An diesen Arbeiten beteiligen sich sowohl Physiker, als auch Stundenten und Doktoranden von unserer Universität. Die in Jülich erfaßten empirischen Daten waren die Grundlage für sechs Doktordissertationen und drei Habilitationsschriften. Daraus ist zu schließen, daß unsere Zusammenarbeit für die Krakauer Physiker sehr nützlich ist. Wir haben Zugang zum Beschleuniger COSY, zu modernen Anlagen und Geräten, wir befassen uns mit moderner Forschungsproblematik. Dank dieser Zusammenarbeit haben wir in der Universität ein Detektorlabor errichtet, insbesondere bauen wir Drahtdetektoren, die in unseren gemeinsamen Experimenten ihre Aufgaben hervorragend erfüllen. Unser Beitrag betrifft nicht nur den Detektoraufbau. Wir wirken bei Planung von neuen Experimenten und Datenauswertungen mit. Wir haben auch neue Experimente vorgeschlagen, um das Experiment der Untersuchung der Nichteinhaltung der Ladungssymmetrie auszutauschen zu nennen.

Wenn man von Krakauer Physikern spricht, meine ich nicht nur uns, die Physiker der Jagiellonen Universität, sondern auch Kolleginnen und Kollegen vom Institut für Kernphysik in Bronowice. Zu unseren gemeinsamen Erfolgen zählen auch die Meson-Konferenzen, die in Kooperation mit dem Forschungszentrum alle zwei Jahre in Kraków veranstaltet werden. Dank diesen Konferenzen wurde Kraków und unsere Universität Begegnungsort für Physiker aus der ganzen Welt und vom Stellenwert dieser Konferenzen zeugt die Anzahl der Beteiligten, die von den wichtigsten Weltzentren kommen.

Kurz vor dieser Festveranstalung haben wir uns getroffen und uns an die Vergangenheit erinnert, wir erzählten über unsere jetzige Zusammenarbeit und diskutierten über Zukunftspläne. Aus den Diskussionen ergibt sich, daß unser Forschungsplan sehr interessant ist und unsere Kooperation in der Zukunft mindestens so erfolgreich sein wird wie jetzt. Ich glaube ich nicht übermutig bin, daß indem ich feststelle, daß wir beide Seiten mit der Zusammenarbeit sehr zufrieden sind. Ein Beweis dafür ist sicherlich die Anwesenheit von so vielen Freunden aus Jülich und nicht nur von dort, auch von den Universitäten in Bochum, Münster und Bonn.

Das Bild dieser Zusammenarbeit wäre nicht komplett, wenn ich sehr gute zwischenmenschliche, freundschaftliche Beziehungen zwischen uns, Physikern aus Polen und Deutschland, nicht erwähnen würde. Ich glaube, dieser für beide Völker so wichtige Sache sollte hervorgehoben werden. Die erfolgreiche Zusammenarbeit war und ist dank unserem gemeinsamen Engagement möglich.

An dieser Stelle möchte ich nur einige Personen erwähnen, dank denen diese Ergebnisse zustande kommen konnten: Die Herren Professoren Kilian, Schult, Ströher, Maier und Speth sowie auch die Leiter unserer gemeinsamen Kollaborationen: der Kollaboration GEM Doktor Hartmut Machner, der Kollaboration COSY-11 und seit kurzem deren Leiter Doktor Wolke, der Kollaboration COSYl3 Doktor Ohm und der Kollaboration ANKE Professor Sistemich. Es wäre sehr schwer, alle Kolleginnen und Kollegen vom Forschungszentrum Jülich sowie von den Universitäten in Bochum, Münster und Bonn aufzuzählen. Unsere erfolgreiche Zusammenarbeit war und ist möglich dank der großer Unterstützung seitens Professor Treusch, des Direktors des Forschungszentrums und Professor Wagner, zuständig für Kernphysik sowie auch dank der Unterstützung seitens des Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie in Deutschland und der entsprechenden Einrichtung in Polen - des Komitees für wissenschaftliche Forschungen.

Bis jetzt habe ich Herrn Professor Walter Oelert noch nicht erwähnt. Nicht weil ich/wir in Kraków seine Tätigkeiten nicht schätzen; ganz im Gegensatz - alles, was ich bis jetzt gesagt habe, wäre nicht möglich - oder möglich in einem viel engeren Umfang - wenn Herr Professor Walter Oelert daran nicht beteiligt gewesen wäre. Lieber Walter, vor circa zwanzig Jahren fing unser gemeinsames Abenteuer mit Physik an. Wir haben Experimente mit dem Julic-Zyklotron begonnen. Als die Überlegungen über die Errichtung eines neuen Beschleunigers in Jülich angestellt wurden, sind wir zum Entschluß gekommen, daß unsere gemeinsamen Tätigkeiten nicht nur fortgesetzt sondern sogar erweitert werden sollte. Schon im Jahre 1988 wurden, zusammen mit Prof. Strzalkowski und Dr. Magiera, Konzepte für weitgehende Zusammenarbeit im Rahmen von COSY entwickelt, es wurde uns klar, daß Physik in viel breiterem Umfang gehandhabt werden kann. Nach Diskussionen haben wir Krakauer uns verpflichtet, den Aufbau vom Hauptdetektor - die Drahtkammer für Experimente am COSY-Beschleuniger - aufzunehmen. Zu diesem Zweck haben wir in Kraków ein Detektorlabor errichtet. Dr. Jerzy Smyrski, der bisher mit der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich verbunden war, hat mit dem Bau der Detektoren angefangen. Obwohl wir komplette Anfänger in diesem Bereich waren, ist es gelungen. Die Krakauer Drahtkammern erfüllen ihre Aufgaben sehr gut, sie werden bei den Experimenten COSY-11, GEM verwendet. Neulich haben wir Kammern für den Beschleuniger gebaut. Mit unserer großen Anteilnahme haben wir den Forschungsplan genau bestimmt, die Simulationen der Experimente in Gang gesetzt, den Aufbau der Apparate angefangen. Unsere gemeinsamen Tätigkeiten waren und sind mit der COSY-11-Kollaboration verbunden, die Du bis vor kurzem der Leiter warst. Im Jahre 1991 haben wir auch dank Deinem Engagement die erste Mesonkonferenz in Kraków veranstaltet, die eine Reihe von Konferenzen nach sich zog: MESON'96, MESON'98 und die geplante MESON'2OOO. In unserem Namen, der Krakauer Physiker - Physiker unserer Universität sowie auch der Kollegen vom Institut für Kernphysik in Bronowice möchte ich nochmals betonen, daß eine so große, erfolgreiche Zusammenarbeit ohne Deinen Einsatz nicht möglich gewesen wäre.

Unsere Universität zeichnet Sie, Herr Professor mit dieser so wertvollen Merentibus-Medaile aus, nicht nur um Ihr großes Engagement in der Entwicklung der Zusammenarbeit Kraków-Jülich zu betonen, sondern auch Ihre wissenschaftlichen Errungenschaften hervorzuheben. Eine von denen möchte ich hier erwähnen: Professor Oelert und sein Team haben als die ersten in der Welt während eines Experimentes an CERN die Antiatome von Wasserstoff produziert, die aus Antiproton und Antielektron bestehen. Zum ersten Mal war es gelungen eine Antimaterie zu erzeugen, über die sehr viel während Überlegungen um die Entstehung des Weltalls diskutiert wird; über das Big Bang Model. Dank dieser Errungenschaft ist es, trotz Ersparnissen an CERN bezüglich des Aufbaus von dem Superbeschleuniger NHL, weiterhin möglich Antiprotons zu produzieren, die zum Erzeugen von Antiwasserstoff erforderlich sind. Bei einem von zwei geführten Experimenten bist Du für ihre Produktion verantwortlich. Warum sind die Forschungen am Antiwasserstoff so wichtig? Wir möchten doch erfahren, ob die Kräfte, die zwischen Elementarteilchen und Ihren Antiteilchen wirken, gleich sind. Ich verstehe, daß supergenaue Messungen der Atomübergänge uns die Antwort geben sollten. Viel Erfolg. Sollte sich aber zeigen, daß die übergangsenergie für Antiwasserstoffatome und Wasserstoffatome unterschiedlich wäre, dann wären wir Zeugen einer riesigen Sensation, einige von unseren Ansichten über elementare Wechselwirkungen müßten geändert werden. Und dann...

Sehr geehrter Herr Professor, lieber Walter, wir freuen uns, daß der Senat unserer Unversität Ihnen eine so großartige Auszeichnung verliehen hat - die MERENTIBUS-Medaile. Auf diese Weise wird Ihr wichtiger Beitrag zur Entwicklung der Zusammenarbeit zwischen unserer Universität und dem Forschungszentrum Jülich, sowie die Bedeutung dieser so wichtigen und wesentlichen Kooperation hervorgehoben. Wir - die Krakauer Physiker freuen uns sehr über diese Auszeichnung.

Prof. Lucian Jarczyk
Jagiellonische Universität Kraków
Polen